Die Austernzucht in der Bretagne

 
 
 
 

Die Bretagne, mit ihrer reichen Küstenlandschaft und dem kalten, nährstoffreichen Wasser des Atlantiks, ist seit langem ein Zentrum für die Austernfischerei und -zucht. Diese delikate Meeresfrucht hat eine lange Geschichte in der regionalen Gastronomie und ist heute ein wichtiger Wirtschaftszweig für die Küstenregion.

Die Austernzucht in der Bretagne folgt einem gut etablierten Prozess, der über Generationen hinweg perfektioniert wurde. Sie beginnt mit der Auswahl geeigneter Standorte entlang der bretonischen Küste, die sowohl ausreichend sauberes Wasser als auch die richtigen Nährstoffe bieten. Diese Standorte finden sich hauptsächlich in den Küstenbereichen von Finistère, Morbihan und der südlichen Bretagne.

Der eigentliche Zuchtprozess beginnt mit der Sammlung von Austernlarven, die sich frei im Wasser bewegen. Diese Larven werden dann auf spezielle Netze gesetzt, die an Stangen oder Pfählen im Meer befestigt sind. Dort wachsen sie heran und entwickeln sich zu kleinen Austern, während sie die reichen Nährstoffe des Meeres aufnehmen. Dieser Vorgang dauert in der Regel mehrere Monate bis zu einem Jahr, abhängig von den Umweltbedingungen und der Qualität des Wassers.

Einmal ausgewachsen, werden die Austern in speziellen Becken oder in den natürlichen Meeresgewässern gehalten, um weiter zu reifen und ihre charakteristische Geschmacksnote zu entwickeln. Die Dauer, für die Austern an einem Ort gezüchtet werden können, variiert je nach den örtlichen Gegebenheiten und der Pflege durch die Züchter. In der Regel wird jedoch empfohlen, Austern alle paar Jahre an einen neuen Standort zu verlegen, um die Qualität und das Wachstum zu erhalten und Krankheiten zu vermeiden.

In den letzten Jahren gab es einige Veränderungen und Herausforderungen für die Austernzucht in der Bretagne. Immer wieder gibt es Veränderung der Umweltbedingungen, unser Klima verändert sich stetig. Manchmal gibt es wärmere Phasen und manchmal kühlere Phasen.

Wärmere Temperaturen und veränderte Meeresströmungen können das Wachstum und die Gesundheit der Austern beeinträchtigen. So hat sich zum Beispiel während der zweiten kleinen Eiszeit (17 Jahrhundert),von der Schottlands Wirtschaft geprägt war auch für die Austernzucht vieles verändert. Es wurden neue Standorte entdeckt. Fakt ist, das Austern bereits sehr früh gegessen wurden.In prähistorischen Muschelanhäufungen finden sich die frühesten Hinweise auf den Konsum von Austern. In Dänemark wurden versteinerte Schalen der europäischen Auster entdeckt. Die Auster diente also bereits in der Steinzeit als Nahrung.

Die alten Griechen und Römer pflegten Austern als Vorspeise zu schätzen, im antiken Rom wurden sowohl rohe als auch gekochte Austern hoch geschätzt. Zu dieser Zeit galten Austern als ein Luxusgut, das nur einer kleinen Schicht von Wohlhabenden vorbehalten war. Insbesondere die großen, fleischigen Austern waren äußerst beliebt. Auch heutzutage gilt die Auster für viele als die Quintessenz der maritimen Delikatesse, doch dieser Status war nicht immer gegeben. In der Vergangenheit wurden Austern zuweilen unbezahlbar, so wertvoll waren sie, während sie zu anderen Zeiten als Bestandteil der Mahlzeiten für weniger Begüterte galten.

Die Austernzucht in der Bretagne ist nicht nur eine wirtschaftliche Aktivität, sondern auch ein wichtiger Bestandteil der regionalen Kultur und Identität. Die bretonische Küche ist berühmt für ihre Austerngerichte, die von Einheimischen und Touristen gleichermaßen geschätzt werden. Von einfachen Austern auf Eis bis hin zu raffinierten Austernkreationen in den Gourmetrestaurants der Region bieten die bretonischen Austern eine breite Palette an Geschmackserlebnissen.

Die Züchter in der Bretagne sind bekannt für ihre Hingabe und ihr Fachwissen in der Austernzucht. Viele Familienbetriebe betreiben ihre Farmen seit Generationen und geben ihr Wissen und ihre Traditionen von Vater zu Sohn und Tochter weiter. Diese enge Bindung an das Land und das Meer prägt nicht nur die Qualität der Austern, sondern auch die nachhaltige Bewirtschaftung der Küstenökosysteme.

Dies war nicht immer so, denn die radikale Dezimierung der Austernbestände, verursacht durch den enormen Verzehr und die rücksichtslosen Fangmethoden des 18. und 19. Jahrhunderts, markiert einen dunklen Abschnitt in der Geschichte der Austernfischerei. Insbesondere die Verwendung von Grundschleppnetzen, die den Meeresboden durchkämmten und dabei nicht nur reifende Austern, sondern auch Brut und Lebensräume zerstörten, trug erheblich zur Gefährdung der Bestände bei.

Grundschleppnetze sind schwere Netze, die von Fischereifahrzeugen über den Meeresboden gezogen werden. Diese Netze sind oft mit Metallketten oder -platten beschwert, um den Boden gründlich zu durchkämmen und alle darin befindlichen Meeresorganismen zu erfassen. Während sie eine effiziente Methode zur Fischerei darstellen, haben Grundschleppnetze verheerende Auswirkungen auf die Meeresumwelt. Sie zerstören Lebensräume wie Korallenriffe, Seegraswiesen und Muschelbänke und können den Meeresboden stark beeinträchtigen.

Im Vergleich dazu steht die moderne Austernzucht, die auf nachhaltigen Prinzipien basiert und darauf abzielt, die Meeresumwelt zu schonen und die Bestände zu erhalten. Anstatt den Meeresboden zu durchkämmen, werden Metallkörbe oder -gestelle verwendet, um die Austern zu züchten. Diese werden auf dem Meeresgrund platziert und bieten den Austern einen stabilen Lebensraum, während sie gleichzeitig den Meeresboden intakt lassen.

Durch diese Methode der Austernzucht wird nicht nur die Umwelt geschont, sondern es werden auch die Austernbestände geschützt und langfristig erhalten. Dies steht im starken Kontrast zu den rücksichtslosen Fangmethoden vergangener Zeiten, die die Meeresumwelt ausgebeutet und die Bestände bedroht haben.

Insgesamt verdeutlicht der Vergleich zwischen den Grundschleppnetzen und der modernen Austernzucht die Bedeutung nachhaltiger Praktiken in der Fischereiindustrie und das Streben nach einem Gleichgewicht zwischen menschlichen Bedürfnissen und dem Schutz der Meeresumwelt.

Die Bretagne ist ihrer sozialen und ökologischen Verantwortung bewusst. Viele Züchter arbeiten eng mit Umweltschutzorganisationen und Regierungsbehörden zusammen, um die Auswirkungen ihrer Aktivitäten auf die Meeresumwelt zu minimieren. Dies umfasst Maßnahmen wie die Verwendung umweltfreundlicher Materialien für die Zuchtanlagen, die Reduzierung von Abfällen und die Überwachung der Wasserqualität.